Seit Jahrtausenden ist es die Idee der tantrischen Meister, in das Strömen, das Fließen, wo es weder Starrheit, Blockaden noch Stillstand gibt, zu gelangen. Tandava und die Tantrische Kaschmir-Massage sind wunderbare Praktiken, die uns dies lehren.

Der eigentliche Sinn der tiefsinnigen tantrischenUnterweisung ist, körperliche Empfindungen, Emotionen und Gedanken in den Raum, in das Fließen zu bringen und schließlich dieses Fließen in allem zu erkennen.
Diese drei Aspekte machen die Arbeit mit dem Körper aus, denn anstatt sie zu trennen, versuchen wir sie zu vereinen. Wenn wir in diesen drei Bereichen vollkommen fließend geworden sind, kann sich kein Leid mehr festsetzen. Denn wenn Unbeweglichkeit da ist, nistet sich Leid ein. Beim geringsten Widerstand blockiert der Körper und wird starr.
Die Geschmeidigkeit des Körpers hängt also von der emotionalen und mentalen Geschmeidigkeit ab – und umgekehrt. So bewahren sich auch die tantrischen Meister bis ins hohe Alter einen geschmeidigen Körper.

Wenn wir eine Massage empfangen oder geben, haben wir die Gelegenheit, unseren Mangel an Geschmeidigkeit zu beobachten und das ist die Tür, die zum Fließen führt.
Wir haben alle Muster wiederkehrender Routine und jedes Mal, wenn wir berührt werden oder berühren, verfallen wir in eine dieser konditionierten Verhaltensweisen.

Wir können hunderte von Massagen geben, ohne dass sich etwas ändert. Es ist wichtig, diese Verhaltensweisen zu erkennen, um sich davon befreien zu können, sonst werden wir unseres Lebens müde.
Dann spüren wir, wie uns auf allen Ebenen ein großes Fließen durchdringt. Das wichtige ist, dass wir uns dessen, was wir tun, bewusst sind, nur dann werden die Massagen tiefgehend.

Warum sind die tantrischen Meister so locker und lebendig? Weil für sie immer alles neu, frisch und überraschend ist.

Selbst ein Körper, der während einiger Jahrzehnte angespannt gewesen ist, findet an dem Tag, an dem seine Emotionen und seine Gedanken in das Fließen eingehen, die Geschmeidigkeit eines kleinen Kindes wieder. Wir legen sozusagen unseren Panzer ab, um den Raum, die Weite in unserem Körper wieder zu spüren. Denn der Körper ist Raum, Nicht-Dualität, Einheit. Nur der Verstand denkt, wir seien vom Rest der Welt getrennt.

Unser Körper ist ein großes Geheimnis, das sich ständig wandelt.

UNSER VERSTAND

Jede tiefergehende Arbeit mit dem Körper ist ideal, um all den mentalen Müll, den wir unbewusst erzeugen, zu entdecken. Wahrzunehmen, wieviel davon wir täglich anhäufen, ist schon stark ökologisch.

Unsere Hirngespinste komplizieren nur das natürliche Funktionieren unseres Körpers und unser ganzes Leben und sie führen nirgendwo hin. Sie hindern uns daran zu verstehen, was die Weisheit unseres Körpers schon längst begriffen hat.

Die spirituellen Meister haben festgestellt, dass nur die spontane Weisheit unseres Herzens und Körpers zählt, nachdem sie alle Arten von Umwegen gemacht haben. Alles Übrige ist Konditionierung, Erinnerung, Projektion. Wenn eines Tages alles abfällt, fragen wir uns, warum wir uns Jahrzehnte lang abgestrampelt haben, um diese ursprüngliche Wahrheit zu entdecken.

Sobald wir zum echten Leben zurückkehren, bemerken wir, dass alles Übrige psycho-mentales Geschwätz ist, das noch niemanden befreit hat. Weder vor tausend Jahren noch heute.

Wir sind alle mehr oder weniger eingeschlossen in unsere Gedanken, Erfahrungen und Erinnerungen. Während der Massage spielen wir mit dem Erscheinen und Verschwinden der Gedanken, denn beides ist Teil der Wirklichkeit. Wir bewegen uns also ständig zwischen der Begrenzung und der fließenden Freiheit hin und her.

Es ist außerordentlich schwierig, nichts festzulegen, nicht zu versuchen, etwas in eine Form zu zwängen, was immer es auch sein mag. Doch sobald wir uns über alle Konzepte hinaus erheben, wird es spannend. Plötzlich bricht all das zusammen, was für den Aufbau unserer Persönlichkeit, für unsere Art, die Welt zu sehen, wichtig gewesen ist. Nur in diesem Chaos können wir die totale Freiheit finden.

MENTALE STILLE

Um absichtslos zu berühren, sollten wir in einem Zustand mentaler Stille sein, sonst transportieren unsere Hände unweigerlich unsere Gedanken, Absichten und Projektionen. All unsere mentalen Hirngespinnste gleiten in unsere Finger und finden sich im Körper des anderen wieder. Und dieser empfindet die Berührung wie eine Art Maske, gewebt aus Schmerz und Hoffnung. Eine denkende Hand ist steif und erzeugt ein unangenehmes Gefühl. Man spürt, dass die mentale Maschine einen Plan ausarbeitet.

In unserem Gehirn sollte also im Idealfall totale Stille herrschen. Wir geben dem anderen was er braucht, ohne dass wir viel denken. Sich der Verwirrung bewusst zu werden, dass das, was der andere wirklich braucht, nicht immer das ist, was wir DENKEN, das er braucht, ist gar nicht so einfach.

Unser Körper besitzt die Fähigkeit des unendlichen Verstehens, aber gleichzeitig will unser Verstand alles kontrollieren. Das ist schrecklich verwirrend. Einerseits ist da unsere physische Fähigkeit zu verstehen, bereit sehr weit zu gehen, andererseits regt sich unser Verstand wahnsinnig auf und brüllt: „Nein, nein, das ist mein Revier. Ich bin der Chef!“ Eben das ist so schmerzhaft und lässt uns so leiden. Dieser beständige Zweikampf zwischen unseren physischen Fähigkeiten zur Hingabe und unserem Denken, dessen Fähigkeit zur Hingabe gleich null ist, verursacht diese schmerzhaften Knoten in unserem Körper.

Wir sollten verstehen, dass selbst, wenn wir immer dieselbe Person massieren, sie immer anders sein wird. Das ist in unserer Beziehung zu den anderen so schwierig, denn die meiste Zeit halten wir an unserem Bild von ihnen fest, da wir meinen, sie angeblich zu kennen. Aber ein Mensch ist niemals derselbe.
Ein tiefergehendes Ereignis genügt, damit er plötzlich ein anderer wird, selbst wenn man mit ihm seit 10 Jahren zusammenlebt. Es ist sehr gefährlich zu behaupten, jemanden zu kennen.

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