Unsere Sexualität ist oft begrenzt und auf ein körperlich mechanisches Erleben reduziert. Doch was, wenn wir sie in eine umfassende, wonnevolle Erfahrung verwandeln könnten, die unsere gesamte Körperseele umfasst und uns in neue, kosmische Dimensionen führt?
Dazu ist es wichtig, uns unserer sexuellen Reaktionen auf eine neue, ungewohnte Weise anzunähern – eine, die nicht auf Zielorientierung, sondern auf Absichtslosogkeitund Ganzheitlichkeit beruht.
Die Ausweitung der Lust in sphärische Dimensionen
Lust ist nicht nur eine körperliche Reaktion; sie kann zu einem Zustand des Seins werden – grenzenlos und frei. Diese Transformation geschieht oft durch indirekte Wege: den bewussten Einsatz aller Sinne im täglichen Leben und die zarte, innige Begegnung der Hände mit dem Körper eines anderen.
Die tantrische Idee erweitert Sexualität zu einer totalen sinnlich – spirituellen, Erfahrung, die über konventionelle Vorstellungen hinausgeht.
BERÜHRUNG DIE NEU DEFINIERT
Eine Massage – sei es an den Händen, Füßen oder am Rücken – kann intensive erotische Empfindungen hervorrufen. Doch das Ziel ist nicht, diesen Gefühlen nachzujagen, sondern zu erkennen, dass jeder Teil des Körpers empfänglich ist. Ein Fuß kann genauso sensibel auf Berührung reagieren wie die Geschlechtsorgane. Diese Erkenntnis löst oft tiefsitzende Konditionierungen, Blockaden und Projektionen auf, die uns bislang gefangen hielten.
Die Herausforderung der Veränderung
Viele Paare, die meine Kaschmir-Massage-Seminare besuchen, erleben zunächst eine tiefe Verunsicherung. Sie erkennen, wie mechanisch ihre Intimität bisher war. Diese Erkenntnis kann beängstigend sein, da sie alte Muster zerstört, ohne sofort neue Sicherheit zu bieten. Doch genau hier beginnt der Weg zur Befreiung: Das zentrale Prinzip der tantrischen Erotik ist “Nichts-Wollen”. Jede Erwartung, jeder Zwang führt zu Fixierungen und blockiert das Fließen der natürlichen Energie. Das Loslassen dieser Erwartungen kann Panik auslösen, da der Verstand sein gewohntes Terrain verlässt. Doch in dieser Unsicherheit liegt die Chance auf eine tiefe innere Transformation.
Ganzheitliche Berührung
Die Kunst der Kaschmir-Massage liegt darin, den Körper nicht in Zonen aufzuteilen, sondern ihn als Einheit zu erleben. Eine Schulter und die Intimzone können gleichzeitig mit der gleichen Absichtslosigkeit berührt werden.
Es ist eine Herausforderung, sich von der Konditionierung zu lösen, dass Körper-an-Körper unausweichlich zu einem sexuellen Akt und einem Orgasmus führen muß. Wir sollten uns von der Konditionierung freimachen, dass es bei einem körperlichen Kontakt gezwungenermaßen auch ein Ziel gibt. Es bedarf einer langen Lehrzeit und viele Momente der Gnade…
Diese Form der Massage – inspiriert von der traditionellen indischen Babymassage – wurde von tantrischen Meistern zu einer heilsamen und beglückenden Meditation weiterentwickelt.
Der französische Gynäkologe Frédérick Leboyer beschreibt die traditionelle indische Babymassage sehr eindrucksvoll n seinem Buch eindrucksvoll. Für westliche Menschen mag es befremdlich wirken, dass bei dieser Massage selbst die Intimzone eines Kindes berührt wird – ohne Scham oder Tabu. Dieses Ganzheitsverständnis ermöglicht es, den Körper als Einheit zu erfahren, frei von den Konditionierungen, die uns seit Jahrtausenden prägen.
DER MYSTISCHE KÖRPER
Wenn wir die Genitalien so unbefangen wie einen Fuß oder eine Schulter berühren, offenbart sich die Bedeutung eines mystischen Körpers. Ein Körper, der nicht in unreine und reine Zonen eingeteilt ist, sondern sich in einem Zustand fließender Einheit befindet. Fixieren wir uns jedoch auf erogene Zonen, blockieren wir jede tiefere Erfahrung.
Der Tantrismus lehrt uns, dass sexuelle Lust Teil einer umfassenderen Lebenslust ist. Wenn wir dies erkennen, verschwimmen die Grenzen zwischen Erotik und Alltag.
Liebe-machen wird nicht mehr auf einen Akt reduziert, sondern zu einem Zustand, der uns jederzeit durchdringen kann – auch, wenn wir allein sind…
Die Kunst des Loslassens
Die Herausforderung liegt darin, die Reflexe von erotischer spannung und Zielgerichtetheit zu überwinden. Stattdessen geht es darum, den Körper zu entspannen, die Atmung zu vertiefen und mentale Konzepte loszulassen. Erst dann öffnen wir uns wirklich für den tantrischen Weg.
Kaschmir – Massagen bieten eine einzigartige Gelegenheit, den Körper als unermessliches Feld der Freiheit zu erkunden. Sie können uns aus der erotischen Routine lösen und weit über das hinausführen, was wir bisher als Vergnügen kannten.
TANTRISMUS -EINE TIEFE INNERE REVOLUTION
Die westliche Sicht auf den Tantrismus bleibt oft oberflächlich. Viele glauben, der tantrische Weg sei ausschließlich leicht und angenehm. Doch das Gegenteil ist der Fall: Er erfordert eine völlige Aufgabe von Konzepten, eine Bereitschaft, sich auf das Unbekannte einzulassen.
Der Weg ist anspruchsvoll und nicht für jeden geeignet. Doch diejenigen, die ihn gehen, erleben eine totale innere Revolution – eine Reise in die Freiheit und eine tiefe, ganzheitliche und ekstatische Erfahrung des Lebens.
Trauen wir uns, diese Freiheit zu erforschen und unser Verständnis von Lust und Intimität neu zu definieren. Es ist eine Reise, die unser Leben verändern kann.