Die tantrische Lehre besagt, dass wir zugleich der Tempel, die Gottheit und der Anbetende sind. Alles ist in unserem Körper. Die Gottheit kann ziemlich leicht befreit werden, aber der Tempel und der Anbetende fordern sehr viel Arbeit. Es gibt nur einen Weg, um dorthin zu gelangen: aufhören, den Körper zu denken, sondern beginnen, ihn zu leben.
Je mehr wir uns in der Kaschmir-Massage gehen lassen, desto mehr entdecken wir eine außergewöhnliche Vollkommenheit in der Präsenz und in der Bewegung. Ist die Massage beendet, wird nur Raum bleiben und kein Gedankenprozess mehr, der verzweifelt auf die Erfahrung zurückzukommen versucht. Sobald man nämlich in eine gedachte Sinneswahrnehmung eintritt, gibt es weder Gottheit, noch Tempel, noch Anbetenden. 99% unserer Erfahrungen sind vom Denken geprägt und die wirkliche, spontane Erfahrung macht nur einen kleinen Prozentsatz aus.
Es ist ein Teufelskreis, mit dem man einen verheerenden Prozess in Gang setzen kann: man produziert einen Gedanken, und plötzlich gibt es davon zwei, dann vier und so weiter. Man denkt, dass ein einziger kleiner dualisierender Gedanke gar nicht so schlimm ist, aber in Wirklichkeit wird die Maschine mit diesem Gedanken angeworfen und dann erzeugt sie eine unwahrscheinliche Menge an Gedanken, die den ganzen Platz einnehmen und uns den ganzen Tag stark beschäftigen. Das bezeichnen die Tantrika als Vikalpa d.h. eine differenzierende Aktivität.
Wenn wir nicht aufhören können, die Erfahrungen des Körpers zu denken, statt sie zu leben, was können wir tun?
Wenn man uns sagt, wir sollen nicht denken, wird unsere mentale Maschinerie erst recht angekurbelt.
Wenn wir uns hingegen darüber bewusst werden, dass wir die körperlichen Erfahrungen denken, anstatt sie zu leben, bringt das ein Samenkorn ins Getriebe. Dann wird es irgendwann einen Moment geben, wo dieses Samenkorn das ganze zerstörerische Denk- System lahmlegt.
Die Idee ist also nicht, den Gedanken abzuschneiden, als ob er
ein Dämon wäre, sondern ihn zu benutzen und dabei festzustellen, dass 90% der mentalen Aktivitäten keinen anderen Effekt haben, als uns zu lähmen. Diese 90% verursachen all unsere Probleme.
Sich des Mentalen zu bedienen, um zu studieren oder zu arbeiten, stört nicht.
Es ist die automatische gedankliche Aktivität, die das echte Praktizieren verhindert. Diese Aktivität aufzugeben, kann eine immense Angst erzeugen, denn dann zeigt sich das Bild der Auflösung. Wenn unser Körper sich wirklich hingibt, haben wir den Eindruck, dass er den ganzen Raum einnimmt. Dann ist Panik an Bord. Wir versuchen automatisch, die einzelnen Teile einzusammeln und sie mit einem Zettel, auf dem groß „Ich“ geschrieben steht, zu versehen. So ist man seiner Existenz sicher. Aber wenn wir die mentalen Rückstände horten, entstehen alle diese schmerzhaften Knoten in unserem
Körper
Wir lassen den Körper leben und folgen ihm dorthin, wohin er uns führt.