Die Kaschmir-Massage schenkt uns nicht immer nur Wonne und Vergnügen. Wenn alte Traumata auftauchen, kann sie auch äußerst schmerzhaft und mit schwierigen Momenten verbunden sein. Da brauchen wir dann den Mut, in die Empfindungen einzutauchen, anstatt diese zu ignorieren.
Wenn wir psychisch oder physisch leiden, entwickeln viele von uns die Kunst der Verdrängung. Sobald wir in die Nähe eines schmerzlichen Gefühls gelangen, sind wir im Nu woanders. Unglücklicherweise potenziert die Vermeidung das Gefühl und den Schmerz, die ohne unser Wissen wachsen, bis zu dem Tag, an dem sie zu einer Atombombe werden und völlig unerwartet explodieren. Die einzige, Art die Emotionen und den Schmerz aufzulösen, besteht darin, sie zu umarmen und zu begleiten.
In der Kaschmir-Massage experimentieren wir mit einem ständigen Recycling der Gefühle. Dies kann auch eine Menge Zeit in Anspruch nehmen und anfangs sehr heftige sein, jedoch führt es uns letzen Endes in die mentale Stille und Gelassenheit. Die Massagen lassen uns unsere Ängste verstehen… Warum wir z.B. durch beängstigende Ereignisse unserer Kindheit verhärtet worden sind und wie jede Erfahrung des Öffnens uns unsere Erfahrungen des Verschließens vergessen machen lässt.
Wenn wir eine Zeit lang massiert haben, finden unser Hände ganz von allein die Punkte des Körpers, wo sich Schmerz und Emotionen angesiedelt haben. So erforschen wir durch die Berührung alle Schmerzzonen, alle Gefühlsblockaden. Nach einiger Zeit haben wir die Empfindung, in den Körper des anderen einzudringen, denn unsere Hände beschränken sich nicht mehr darauf, die körperliche Landschaft leicht zu streifen. Wir fühlen, wie sie in die sich öffnenden Zonen hineintauchen. Wir berühren wirklich die Körperseele des anderen. Es ist besser, zu warten, bis unsere Hände in einer gewissen Weise vom Körper des anderen aufgenommen werden, als einen bestimmten Druck auf einen ganz bestimmten Punkt auszuüben. Es gibt einen Moment. wo wir tatsächlich die Empfindung haben, dass unsere Finger in den Körper des anderen penetrieren können.
Genau in diesem Moment versuchen ich, noch weiter in das Innere des Körpers meines Partners zu gehen, vorzugsweise mit meinem Atem. Seine auf einen Punkt gerichtete Wärme dringt tief bis ins Innerste, ja sogar bis zu den Knochen. Du atmest, als ob du einen Spiegel anhauchen möchtest. Ein warmer und leichter Hauch auf den Bauchnabel z.B. entspannt das ganze System der inneren Organe. Ein erwachsener Körper ist zwangsläufig durch das Leiden gezeichnet, deshalb muss die Berührung umfassend sein und nicht auf eine bestimmte Technik beschränkt. Nachdem wir durch die angenehm entspannenden Phasen der Massage hindurchgegangen sind, können wir erkennen, dass dahinter ein unbekannter Ozean liegt, in den wir durch unerwartete Momente der Gnade eintauchen dürfen. Diese Momente können so tief gehen, dass die Menschen in Dimensionen eintreten, die sie vorher nicht für möglich gehalten hätten…